Sehr viele Menschen leben in Beziehungen. Dennoch gibt es häufig doch falsche Beziehungsmythen, was Konflikte oder Phasen der Beziehung angeht. Ich habe für dich 10 Beziehungsmythen aufgelistet. Teste dich gerne selbst, ob du an den ein oder anderen Mythos glaubst, und überprüfe deine Beziehungsannahmen!

1. Wenn mein Partner ein Problem mit mir oder uns hat, dann sollte er sich verändern. Denn ich sehe schließlich kein Problem.

Falsch. Beziehungen sind immer auch Dynamiken. Das bedeutet, dass beide mit ihrem Verhalten zu der Art und Weise der Kommunikation und zu Konflikten beitragen. Daher ist es wichtig, gemeinsam an Konflikten und Veränderungen zu arbeiten.


2. Wenn ich nicht mehr den anfänglichen Rausch der Verliebtheit erlebe, dann ist das ein Zeichen, dass ich die Beziehung beenden sollte.

Nicht unbedingt! Es ist ganz normal, dass sich im Laufe einer Beziehung Gefühle verändern. Der anfängliche Verliebtheitsrausch wurde auch aus wissenschaftlicher Sicht von Helen Fisher erforscht (den Link zum Ted-Talk findest du hier). Sie vergleicht den Verliebtheitsrausch mit ähnlichen Prozessen wie bei einem Drogenrausch. Das ist ein anstrengender Zustand, den unser Gehirn und Körper auf Dauer nicht aushalten kann. Daher verändert sich ein Anfangsrausch oft in ein tieferes Gefühl der Liebe. Dieses Gefühl ist vielleicht weniger aufregend, aber nicht weniger schön.


3. Wenn sich unsere Beziehung nach einiger Zeit nicht mehr so einfach und harmonisch wie am Anfang anfühlt, dann läuft etwas schief.

Falsch. Es ist ganz normal, dass im Laufe der Beziehung (mehr) Konflikte auftreten. Das kann an verschiedenen Faktoren liegen. Zum Beispiel einer geringeren Toleranz für die Macken des Partners oder größerer Vertrautheit. Mit Konflikten gut umzugehen, ist eine Fähigkeit, die jedes Paar erlernen kann!


4. Beziehungen sollten einfach so gut funktionieren, ohne dass ich Anstrengung oder bewusste Arbeit investieren muss.

Falsch. Genau wie Freundschaften oder andere Beziehungen auch, sollte eine Beziehung bewusst gepflegt werden. Dazu kann z.B. gehören, sich regelmäßig darüber auszutauschen, wie es einem in der Beziehung geht. Außerdem kann man daran arbeiten, Dinge zu verändern, die den anderen sehr stören.


5. Wenige Konflikte in der Beziehung sind ein Maß für eine gute Beziehung.

Falsch bzw. nicht unbedingt. Entscheidend ist das Verhältnis von positiver (z.B. Momente der Verbundenheit) zu negativer Interaktion (z.B. Streit). Hierbei ist ein Verhältnis von fünf positiven Interaktionen notwendig, um eine negative aufzuwiegen, laut dem Paartherapeuten und Forscher John Gottman. Entscheidend ist zum großen Anteil auch die Art, wie das Paar während Konflikten miteinander umgeht.


6. Je ähnlicher ich zu meinem Partner bin, desto besser für unsere Beziehung.

Es macht sicherlich vieles einfacher, wenn sich Paare ähnlicher sind. Allerdings ist die Beziehungsqualität nicht unbedingt abhängig von Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit mit dem Partner. Sondern sie ist abhängig von Kommunikations- und Problemlösefertigkeiten des Paares. Lese hier auch meinen Blogpost zum Thema Ähnlichkeit von Partnern.


7. Mein Partner muss alle meine Bedürfnisse erfüllen, wenn er mich liebt.

Falsch! Es ist wichtig, dass du auch Bedürfnisse ohne deinen Partner, für dich selbst, erfüllen kannst. Vergiss dabei nicht, dass auch Familie und Freunde noch da sind, um deine verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.


8. Wenn mein Partner meine Wünsche nicht von den Augen ablesen kann und im Streit nicht weiß, was in mir vorgeht, versteht er mich nicht.

Falsch! Keiner kann deine Gedanken lesen. Natürlich auch nicht dein Partner, egal, wie gut er dich kennt. Daher ist der Schlüssel, um zu bekommen, was du in einer Beziehung suchst: Kommunikation! Spreche über deine Wünsche und Sorgen, sodass dein Partner dich verstehen kann. Dabei kann dir auch mein Artikel zum Thema Paarkommunikation helfen.


9. Wenn mich mein Partner manchmal triggert, also z.B. traurig macht mit seinem Verhalten, sollte ich mich von ihm trennen.

Nicht unbedingt! Es ist ganz normal, dass in Paarbeziehungen bestimmte Gefühle oder frühere Verletzungen getriggert werden. Darauf reagieren wir dann mit Traurigkeit oder Wut. Du kannst mehr über dich lernen, wenn du verstehst, wieso du dich in manchen Situationen so fühlst. Auch gemeinsam könnt ihr lernen, besser mit diesen Triggersituationen umzugehen. Dadurch wirst du dann weniger häufig getriggert!


10. Es gibt allgemein gültige Annahmen, was normal ist und wie unsere Beziehung gestaltet sein soll, und daran soll sich auch jeder halten.

Falsch! Jedes Paar ist individuell und anders, daher gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt keine festen Normen, wie man als Paar lebt. Es gibt keine Regeln, wie oft man sich sieht, wie man miteinander kommuniziert, etc. Findet zunächst für euch beide heraus, was sich gut anfühlt. Sprecht euch dann ganz viel darüber aus!

Ich freue mich, von dir zu hören, was du über die Beziehungsmythen denkst. Hast du dich in manchen Beziehungsmythen wiedererkannt? Lass mir gerne einen Kommentar dazu da!

Wenn du deine eigenen Verhaltensmuster in deiner Beziehung verstehen willst oder an deinen Annahmen über Beziehungen arbeiten möchtest, freue ich mich, dich dabei zu begleiten!

Quelle: 

Hahlweg, K., & Schröder, B. (2009). Partnerschafts- und Eheprobleme. In J. Margraf & S. Schneider (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 2 (S. 563-581). Berlin: Springer.

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