Was meine Arbeit als Paarberater beeinflusst

Bist du neugierig, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zu erfahren, welche Prinzipien meine Arbeit als Paarberater leiten? Hast du dich schon einmal gefragt, welche Erkenntnisse du aus der Arbeit eines Paarberaters für deine Beziehung nutzen kannst? Dann findest du hier einen Überblick über einige der Grundprinzipien meiner Arbeit.

1. Objektive Realitäten sind weniger wichtig als subjektive

Jeder nimmt die eigene Realität, und auch die Beziehung, durch die Brille aus eigenen Erfahrungen, Ansichten über Beziehungen, und vergangenen Beziehungserfahrungen wahr. Sowohl die Gottmans als auch Terrace Real unterstützen mich in der Auffassung, dass es bei Paaren immer zwei subjektive Realitäten gibt. Das bedeutet, dass es in Konflikten nicht so sehr darauf ankommt, sich auf eine Version einer Situation zu einigen. Sondern, die Wahrnehmungen des anderen zu respektieren und zu verstehen, was für den anderen passiert.

2. Vom Recht haben zum Kompromiss

Bei Konflikten geht es nicht darum, wer Recht oder Unrecht hat, sondern darum, wie ihr das Problem so lösen könnt, dass es für euch beide funktioniert. Terrace Real spricht oft vom "Du-und-ich-Bewusstsein" gegenüber dem "Wir"-Bewusstsein. Er erklärt, dass es beim Richtig- oder Falschliegen um eine individualistische Du-gegen-mich-Perspektive geht, bei der jeder einen Streit "gewinnen" will. Aber das wird euch als Paar nicht weiterbringen. Stattdessen ist es viel wichtiger, sich auf euch beide als Team zu konzentrieren und zu sehen, wie ihr einen Kompromiss finden könnt, die für euch beide funktioniert.

3. Gegenseitige Abhängigkeit in Beziehungen

In einer Beziehung seid du und dein Partner voneinander in einer gewissen Weise abhängig. Denn eure Beziehung beinhaltet eine emotionale Bindung mit euch als Bindungspersonen füreinander, sagt Sue Johnson und die von ihr angewandte Bindungstheorie. Daraus folgt, dass ihr euch beide bemühen solltet, dass ihr euch in eurer Beziehung wohlfühlt. Wie Terrace Real sagt, atmen wir die "Luft der Beziehung" ein, und wenn sie durch eine Verletzung, die dein Partner erfährt, oder dadurch, dass dein Partner wütend auf dich ist, "verschmutzt" ist, dann ist das auch die Luft, die du einatmest! Daher ist es umso wichtiger, zu kommunizieren, wenn eure Bedürfnisse nicht erfüllt sind oder ihr unzufrieden seid. 

4. Konflikte als Chance begreifen

Konflikte sind eine Chance zum Lernen und zum gemeinsamen Wachsen und unvermeidlich. Paare, die nicht diskutieren, teilen sich oft nicht mit, was für sie gerade passiert. Echte Nähe in einer Beziehung kann nur entstehen, wenn du dir erlaubst, deinem Partner gegenüber verletzlich zu sein. Das beinhaltet, deine Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken mit deinem Partner zu teilen. Auf diese Weise könnt ihr einander besser kennen lernen und verstehen, was für den anderen von zentraler Bedeutung ist. Erfahre mehr über Paarkommunikation und Konflikte in diesem Artikel.

5. Zuhören und Abstand von der eigenen Perspektive nehmen als zentrale Fähigkeit

Zuhören, die Sichtweise des Partners anerkennen und von der eigenen Sichtweise Abstand zu nehmen ist eine wichtige Beziehungsfähigkeit. Die Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken des Partners zu verstehen und sich auf sie einzustellen, ist für die Kommunikation mit deinem Partner unerlässlich. Denn wenn du ihm Verständnis für seinen Standpunkt entgegenbringst, wie z. B. "Ich kann verstehen, warum Du...", fühlt er sich gehört und verstanden. Wenn sich Paare in ihrer Kommunikation festgefahren fühlen, liegt das oft daran, dass sie nicht empathisch zuhören können und schon die eigene Antwort vorbereiten.  Wenn du aktives Zuhören üben willst, dann findest du hier eine praktische Übung.

Paar Schwierigkeiten Abstand nehmen von eigener Perspektive

6. Pause machen bei starken Emotionen

Eine Pause zu machen, wenn die Emotionen hochkochen, ist für euch beide sehr hilfreich. Es ist völlig normal, dass man in einer Beziehung von Zeit zu Zeit wütend, frustriert oder traurig ist. Das Wichtigste ist, dass ihr nicht versucht, einen Konflikt zu klären, während ihr noch mitten in einer Gefühlswallung steckt. Sondern, dass ihr euch beide Zeit lasst, damit die Emotionen sich beruhigen können. Mit einer entspannteren Grundstimmung wird es euch viel leichter fallen, euch gegenseitig zuzuhören und einen Kompromiss zu finden. Das Forscherpaar Gottmans und Terrace Real empfiehlt, mindestens 20 Minuten lang spazieren zu gehen, Musik zu hören oder etwas anderes zu tun, was euch guttut. Sag deinem Partner, wann ungefähr du wieder bereit bist, ein ruhiges Gespräch zu führen, bevor du die Pause machst.

7. Die Verbindung zu deinen eigenen Bedürfnissen ist wichtig

Wenn du nicht weißt, was du willst und brauchst, ist es schwierig, mit deinem Partner ein offenes, verletzliches Gespräch über deine Bedürfnisse zu führen. Dazu musst du dir vielleicht etwas Zeit für dich selbst nehmen und darüber nachdenken, was für dich wirklich wichtig ist und warum du dich auf eine bestimmte Weise fühlst. Wenn du trainieren willst, dich mit deinen eigenen Bedürfnissen zu verbinden, lies meinen Artikel über das Erkennen von deinen Bedürfnissen hier.

8. Einfluss der Vergangenheit anerkennen und verstehen

Deine vergangenen Beziehungserfahrungen prägen die Art und Weise, wie du auf bestimmte Themen reagierst. Wir alle haben Trigger, die die Art und Weise beeinflussen, wie wir auf bestimmte, sensible Themen reagieren. Daher ist es sinnvoll, deine sowie die Biographie deines Partner zu betrachten, um zu verstehen, wie ihr dadurch geprägt wurdet. Wenn du mehr über Trigger erfahren möchtest, findest du meinen dazu Artikel hier.

9. Eine perfekte Beziehung oder einen perfekten Partner gibt es nicht

Du musst akzeptieren, dass es immer einige Dinge geben wird, die du an deinem Partner nicht so sehr magst. Aber diese Unterschiede sind auch eine Chance, mehr über dich und deinen Partner zu lernen. Wenn ihr beide entschlossen seid, gemeinsam zu wachsen und an eurer Beziehung zu arbeiten, ist das eine großartige Basis, auf der ihr wachsen könnt. (Aber Achtung! Trotzdem gibt es viele Partner, die nicht gut zu deinen Bedürfnissen und Lebensentwürfen passen oder dich aus anderen Gründen nicht glücklich machen. Dich von diesen Partnern zu trennen, ist in deinem Ermessen gut und richtig.)

10. Die Fähigkeit, etwas zu wiedergutzumachen, ist von entscheidender Bedeutung

Paarberater hilft bei Versöhnung

Hast du jemals darüber nachgedacht, wie du dich nach einem Streit mit deinem Partner wieder versöhnen kannst? Ich stimme den Psychotherapeuten Gottmans und Real zu, die sagen, dass diese Momente des Wiedergutmachens in jeder Beziehung wichtig sind. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, den eigenen Beitrag zu dem Problem anzuerkennen, also verantwortlich zu werden, dich zu entschuldigen, wenn der Partner verletzt ist, und zu versuchen, das zu tun, was der andere von dir will, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. (Dies gilt natürlich nicht, wenn dein Partner narzisstisch veranlagt ist und dich für Dinge verantwortlich machen möchte, wo du wirklich nichts falsch gemacht hast, oder dein Partner anderweitig missbräuchlich dir gegenüber ist.)

11. Grenzen setzen ist wichtig!

Grenzen sind für jede Beziehung wichtig, denn sie helfen dir, klar zu kommunizieren, was für dich funktioniert und was nicht. Zu diesen Grenzen gehört, wie ihr mit gemeinsamer und getrennter Zeit umgeht, ob/wie Flirten für euch okay ist, usw. Wenn du mehr über Grenzen in Beziehungen erfahren möchtest, findest du hier meinen Artikel zu diesem Thema.

Fazit zu Prinzipien, die meine Arbeit als Paarberater beeinflussen

In dem Artikel hast du gelernt, was für mich als Paarberater wichtig ist. Zusammengefasst arbeite ich mit einer Reihe von persönlichen Kompetenzen wie z.B., eigene Bedürfnisse zu erkennen, sowie Beziehungskompetenzen, wie z.B. empathisches Zuhören. Es ist mir außerdem wichtig, meinen Klienten Beziehungswissen zu vermitteln, z.B., dass perfekte Beziehungen nicht existieren. Ich hoffe, du konntest etwas für dich mitnehmen!

Deine Theresa

Suchst du Unterstützung von einer Beziehungsberaterin, um deine Beziehung für dich erfüllend und als Ort des Wachstums zu gestalten?

Quellen:

  • Gottman Institute, verschiedene Artikel
  • Real, T. (2022). Us: Getting Past You and Me to Build a More Loving Relationship. Rodale Books.
  • Johnson, S. (2008). Hold me tight: Seven conversations for a lifetime of love. Little, Brown Spark.
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