Bereust du eine Trennung?

Du hast eine lange Zeit mit dir gerungen und dann die Entscheidung für dich getroffen, eine Beziehung zu beenden. Nach dem Gespräch mit deinem Partner bist du erst einmal erleichtert, aber dann kommen dir plötzlich Zweifel. Die Trennung allein ist oft schon kein einfacher Prozess, und dann kommen dir plötzlich Gedanken wie "War das wirklich das Richtige?" "Wie merkt man, dass die Trennung ein Fehler war?” “Hätte ich es doch noch einmal probieren sollen?” "Ich glaube, ich bereue die Trennung!". 

Eine Trennung ist oft ein schwerer, aber oft auch ein notwendiger Schritt. Trotzdem ist es nie einfach, eine geliebte Person zu verlassen. Ein Beziehungsende trifft uns oft mit vielen verschiedenen Emotionen, die uns überwältigen können. In diesem Blogpost möchte ich dich daher unterstützen, mit diesen Gedanken und den Gefühlen besser umzugehen. Ich möchte dir zeigen, dass es normal ist, wenn du eine Trennung bereust, woher dieses Gefühl kommt und was du tun kannst, um damit umzugehen.

Wieso bereust du deine Trennung?

Zunächst schauen wir uns genauer an, was dahinter stecken kann, wenn du deine Trennung bereust. 

1. Die unangenehmen Gefühle sind überwältigend

Vielleicht bist du überrascht davon, wie schlecht es dir nach einer Trennung geht. Du hast das Ausmaß an Traurigkeit, Wut oder Einsamkeit nicht erwartet, das du aktuell fühlst. Es ist ganz normal, dass du dich nach einer Trennung schlecht fühlst und schwierige Gefühle nicht fühlen willst. Es ist auch verständlich, dass du den Impuls hast, dich gut fühlen zu wollen, und der Gedanke, zu deinem Expartner zurückzugehen, verlockend erscheint. Dennoch ist das allein natürlich kein guter Grund, die Beziehung weiterzuführen. Es erklärt aber, wieso Zweifel an der Trennungsentscheidung auftreten können. 

2. Die neue Situation ist ungewohnt und du sehnst dich nach Gewohntem

Möglicherweise hast du schon lange darüber nachgedacht, ob du die Beziehung beenden willst oder nicht. Gerade, wenn das ein langer Gedankenprozess für dich ist, dann hast du lange Zeit noch in der alten Beziehung gesteckt und hast dir vorgestellt, wie eine neue Beziehung sein könnte. Du warst quasi auf einem Ufer und hast dir überlegt, wie das andere Ufer aussehen könnte. 

Jetzt bist du plötzlich den Schritt gegangen und hast den Fluss überschritten, du hast dich für die Trennung entschieden. Das neue Land fühlt sich bestimmt noch ungewohnt an, du kennst dein neues Leben ohne deinen Partner, deinen Alltag ohne deine gewohnte Beziehung noch nicht. Und in dieser ganzen Fremdheit fragst du dich, vielleicht war mein altes Ufer doch nicht so schlecht? Vielleicht kennst du das, wenn du dich schon einmal im Urlaub gefragt hast: War es nicht daheim besser? Wie wohl fühle ich mich hier eigentlich? 

Es ist ganz normal, dass diese neue Situation Fragen für dich aufwirft und sich wenig vertraut anfühlt, daher kann die Reue auch aus dieser Überforderung mit vielem Neuen nach der Trennung kommen.

3. Du vermisst deinen Partner als Person, die Routinen, den Alltag

Möglich ist es auch, dass du viel im Leben mit deinem Partner geteilt hast, und diese Teile deines Lebens nun vermisst. Gerade, wenn ihr zusammen gewohnt habt, verändert sich bestimmt viel für dich - auch räumlich. Nur, weil die Beziehung zwischen euch nicht funktioniert hat, heißt das nämlich noch lange nicht, dass du diesen Menschen ganz aus deinem Leben verbannen willst (und das musst du natürlich auch gar nicht). Es gibt jedoch Situationen, in denen die Trennung für einen Partner so schmerzhaft ist, dass ein zeitweiser Kontaktabbruch gewünscht ist oder der Kontakt sogar nie wieder zustande kommt. Dass dich dieses Vermissen der gemeinsamen Lebenswelt dich daran zweifeln lässt, ob es die richtige Entscheidung war, die Beziehung zu beenden, ist auch ganz normal! 

4. Du bist generell ein zweifelnder Mensch

Kennst du es von dir, dass du allgemein ein unsicherer Mensch bist und dir Entscheidungen generell sehr schwer fallen? Dann ist es wenig überraschend, dass auch die Trennung ein Grund fürs Zweifeln ist. Du kannst bei den Tipps später dennoch gut lernen, wie du mit deiner Unsicherheit besser umgehen kannst.  

5. Du vergleichst dich viel und spürst sozialen Druck

Vielleicht ist auch deine persönliche Lebenssituation Anlass für das Infragestellen deiner Trennungsentscheidung. Wenn du zum Beispiel gerne eine Familie gründen möchtest, und dir Kinder mit deinem Partner vorstellen konntest, kann auch das dazu beitragen, dass du die Entscheidung für dich hinterfragst. Oder gibt es in deiner Familie Druck, einen Partner oder Kinder zu bekommen, oder sogar “vollwertiger als Mensch” zu sein mit einem Partner? Auch das kann zum Zweifeln an der Beziehungsentscheidung beitragen. Oder du vergleichst dich generell viel mit anderen, in deinem Freundeskreis gibt es viele Paare, und du fühlst dich als Single da unwohl. Vielleicht siehst du auch viele glückliche Paare auf Social Media und wünschst dir das gleiche für dich. All diese Gründe können dazu beitragen, dass du die Trennungsentscheidung in Frage stellst.

6. Du gibst dir die Schuld für die Trennung 

Auch die Wissenschaft hat sich mit dem Bereuen einer Trennung beschäftigt. Dabei wurde geschaut, warum und bei wem dieses Gefühl des Bedauerns überhaupt aufkommt und wieso manche Menschen besser damit umgehen können. So konnte gezeigt werden, dass Menschen, die sich selbst die Schuld für das Ende ihrer Beziehung geben, häufiger Gefühle des Bedauerns empfinden. Außerdem wurde herausgefunden, dass wenn wir uns selbst die Schuld geben, wir eher Taten bereuen, die wir getan haben (z.B. den Partner betrogen zu haben), als Dinge, die wir nicht getan haben (z.B. zu wenig wertschätzend gewesen zu sein) [1].

Aber keine Sorge, auch wenn du dich selbst in der Verantwortung für die Trennung siehst, gibt es Abhilfe. Eine weitere Studie hat nämlich gezeigt, dass Selbstmitgefühl dieses Bereuen abmildert und die Anpassung an die neue Situation erleichtert. Indem man sich selbst mitfühlend behandelt und akzeptiert, dass das Beziehungsende nicht ausschließlich auf persönlichem Versagen beruht, kann man sein psychisches Wohlbefinden verbessern und besser mit dem Bedauern umgehen [2]. Wie, das lernst du weiter unten im Blogpost noch!

Was sind häufige Reaktionen nach einer Trennung?

Um Gefühle wie Reue zu verstehen, ist es zunächst wichtig, zu verstehen, was in unserem Körper und Gehirn nach einer Trennung passiert. In einer Studie mit 71 Teilnehmern gaben ca. ein Viertel der Teilnehmer depressive Symptome an, die einer leichten, mittleren oder schweren Depression zugeordnet werden können [4]. In einer anderen Studie werden sogar über 40% der Getrennten klinisch depressiv [5]. Auch Gefühle von Einsamkeit treten in einer Studie bei 24% der Männer und 35% der Frauen nach Trennungen auf, und viele Menschen erleben körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit, mehr Stress und eine schlechtere Immunfunktion. Im extremen Fall kann eine Trennung sogar zum “Broken Heart Syndrome” führen, einem physischen Herzschmerz nach einer Trennung [5]. Wie du siehst, geht eine Trennung also mit körperlichem und emotionalem Stress einher, und dieser Stress kann schnell überwältigend sein und zu Zweifeln an der Trennungsentscheidung führen.

Dennoch sind die Auswirkungen einer Trennung sehr individuell, und auch Forscher haben sich damit beschäftigt, wieso Menschen so unterschiedlich auf Trennungen reagieren. Eine Studie weist darauf hin, dass einige Faktoren, wie die Persönlichkeit, der Bindungsstil und die soziale Unterstützung, dazu beitragen, wie stark jemand von einer Trennung betroffen ist. Allerdings wird auch festgestellt, dass es keine universelle Reaktion auf romantische Trennungen gibt und die Auswirkungen von Person zu Person variieren können. [3]

Was du tun kannst, wenn du das Beziehungsende bereust

Hier kommen noch ein paar praktische Tools, die dir dabei helfen können, mit der Unsicherheit über deine Trennungsentscheidung umzugehen:

1. Deine Gründe für die Trennung abwägen

Im ersten Schritt kannst du dich genau fragen, was deine Gründe für die Trennung waren. Schreibe dir gerne auf einen Zettel alle Dinge auf, die dich dazu gebracht haben, dich zu trennen. Es muss einige Gründe gegeben haben, denn sonst hättest du dich nicht getrennt. Überlege dir dann im zweiten Schritt, wie du über die Gründe jetzt denkst: Hat sich etwas an diesen Gründen geändert? Oder hat sich an den Gründen, die zur Trennung geführt haben, nichts geänder? (Als Beispiel hat es dich sehr belastet, dass dein Partner depressiv war, sich aber keine Unterstützung gesucht hat. Jetzt ist dein Expartner in Therapie und versichert dir, für seine mentale Gesundheit zu sorgen.)

2. Deine Motive fürs Bereuen kennenlernen

Fühlst du dich sehr einsam? Vermisst die gemeinsame Routine? Es ist ganz normal, dass es dir nach einer Trennung nicht gut geht und du Dinge vermisst. Frage dich aber ganz genau: Was führt dich zum Bereuen? Was sind deine konkreten Bedürfnisse hinter dem Wunsch und wie kannst du dir diese erfüllen? Wenn du beispielsweise die Nähe zu anderen Menschen vermisst, kannst du dich mit Freunden treffen oder dir einfach selbst mehr Aufmerksamkeit schenken - auch du selbst kannst dir Nähe schenken, wenn du dich um dich sorgst. Oder fehlt dir vielleicht die Routine, die ihr gemeinsam im Alltag hattet? Auch dafür brauchst du keinen Partner - halte deine Tagesstruktur weiter bei und gehe weiter regelmäßig deinen Hobbies nach. Es ist vollkommen normal, den Menschen zu vermissen, mit dem du wahrscheinlich einen Großteil deiner Freizeit verbracht hast. Aber in solchen Momenten kannst du dir die Frage stellen, ob du tatsächlich die Interaktion mit dieser einen Person vermisst, oder ob dir nur generell etwas fehlt? Fehlt dir also beispielsweise der Austausch mit deinem Ex-Partner oder möchtest du dich in dem Moment einfach generell über etwas unterhalten? Könnte es dir helfen, ein*e Freund*in anzurufen?

3. Selbstmitgefühl - dir selbst ein guter Freund werden

Es ist wirklich nicht einfach, in deiner Situation zu sein. Daher ist es ein guter Moment, um zu lernen, dir selbst mitfühlend und akzeptierend gegenüber zu sein: Akzeptiere zunächst deine Gefühle und Gedanken. Erkenne dann auch an, dass viele Menschen sich in deiner Situation befinden, und du nicht allein bist mit deiner Schwierigkeit, mit der Trennung umzugehen und an deiner Entscheidung zu zweifeln. Im nächsten Schritt sagst du dir selbst, was du zu einem guten Freund in deiner Situation sagen würdest, zum Beispiel: "Ich bin für mich da", "Ich unterstütze mich so gut es geht", oder "Es ist wirklich schwierig, in dieser Situation zu sein!" Mehr über Selbstmitgefühl kannst du auch in diesem Blogpost lernen.

4. Führe Tagebuch

Beobachte dich selbst für einen Zeitraum und schaue, ob du die Trennung immer noch bereust. Dabei kann es helfen, ein Trennungstagebuch zu führen. Schreibe dir jeden Tag für mindestens 1-2 Wochen einmal am Tag deine Gedanken und Gefühle in Bezug auf die Trennung auf. Danach kannst du dir anschauen, wie sich diese verändert haben. Findest du Muster, wann das Bereuen am auffälligsten ist? Zum Beispiel findest du dabei heraus, dass du die Trennung besonders bereust, wenn du abends allein daheim bist und an deinen Partner denkst. An einem anderen Tag, wenn du beim Sport oder mit deinen Freunden unterwegs bist, denkst du gar nicht an die Beziehung. Das kann dir einen Hinweis darauf geben, dass es nur manche Situationen gibt, in denen du die Trennung bereust. Nun kannst du dir überlegen, wie du gezielt mit diesen Situationen umgehen kannst. Wie kannst du dir selbst in dem Moment deine Bedürfnisse erfüllen? Gönne dir beispielsweise abends ein schönes Vollbad oder greife zu deinem Lieblingsbuch, Kerzen und Kakao. Tu dir selbst etwas Gutes - egal was es ist.

5. Werde dir deiner Wahrnehmungsverzerrung bewusst

Die meisten Menschen erinnern sich kurz nach der Trennung an die guten Seiten der Beziehung. Ähnlich wie zu Beginn einer Beziehung, wenn man durch die “rosarote Brille” schaut, erinnert man sich lieber an die guten Dinge, die Momente, die man vermissen wird und nicht die negativen Situationen, die zur Trennung führten. Dadurch überlegt man natürlich, ob die Trennung überhaupt die richtige Entscheidung war. Dein Gehirn will dich vor Trennungsschmerz schützen, indem es dich an die guten Zeiten erinnert, an Momente, in denen du glücklich warst. Aber es ist nicht immer die richtige Entscheidung, zurück in die Beziehung zu gehen, sondern es kann oft auch wichtig sein, das auszuhalten und dich auch wieder daran zu erinnern, welche Situationen du gerade ausblendest. Erinnere dich an den ersten Schritt: Was waren deine Gründe für die Trennung?

6. Realitätscheck

Was denken deine engsten Freunde, was am Besten für dich ist? Haben deine Freunde beispielsweise drei Kreuze gemacht, als du ihnen erzählt hast, dass du dich getrennt hast, weil du ihnen schon seit langer Zeit damit in den Ohren lagst, wie unglücklich du warst? Haben sie dir vielleicht schon seit Wochen oder Monaten zur Trennung geraten? Wenn du dann Zweifel an deiner Entscheidung hast, wende dich an deine engsten Freunde. Sehen Sie deine Zweifel gerechtfertigt? Oder ist Ihnen klar, dass die Trennung die beste Entscheidung für dich war? Erinnere dich an deine Wahrnehmungsverzerrung - dein näheres Umfeld sieht die Situation viel neutraler und klarer, und kann dir daher in einer solchen Situation Unterstützung geben. Vielleicht ist es dann keine gute Idee, deinen Trennungsschmerz zu lindern, indem du deine Entscheidung rückgängig machst.

7. Gespräch mit Expartner suchen

Wenn du dir nach ausgiebiger Beschäftigung mit deinen Gründen für die Trennung sicher bist, dass es eine falsche Entscheidung war, und du Veränderungspotenzial für euch siehst, dann kannst du natürlich das Gespräch mit deinem (Ex)-Partner suchen und gemeinsam darüber sprechen, wie es euch mit der Trennung geht und überlegen, ob ein erneuter Versuch als Paar Sinn macht und wie ihr in Zukunft besser an euren Themen arbeiten könnt. Dafür kann professionelle Unterstützung oder eine intensivere Beschäftigung mit eurer Beziehung auch hilfreich sein. 


Fazit zu Trennung bereuen

Auch, wenn es ein sehr unangenehmes Gefühl ist, eine Trennung zu bereuen, gibt es verschiedene Dinge, die du tun kannst, um damit umzugehen. Ich wünsche dir, dass du für dich aktiv wirst und dir Unterstützung bei dir nahestehenden Menschen suchst, in so einer schwierigen Zeit nicht allein zu sein!

Wenn du Unterstützung dabei möchtest, mit der Reue nach einer Trennung umzugehen, dann kannst du dich gerne bei mir melden! 


Quellen

[1] McElroy, T., & Salapska-Gelleri, J. (2023). Romantic Relationships and the Actions (or Inactions) That End Them: Blaming Self or Other Influences Feelings of Regret. Advances in cognitive psychology, 19(1), 13-20.

[2] Zhang, J. W., & Chen, S. (2017). Self-compassion promotes positive adjustment for people who attribute responsibility of a romantic breakup to themselves. Self and Identity, 16(6), 732-759.

[3] Carter, K. R., Knox, D., & Hall, S. S. (2018). Romantic breakup: Difficult loss for some but not for others. Journal of Loss and Trauma, 23(8), 698-714.

[4] Verhallen, A. M., Renken, R. J., Marsman, J. B. C., & Ter Horst, G. J. (2019). Romantic relationship breakup: An experimental model to study effects of stress on depression (-like) symptoms. PloS one, 14(5), e0217320.

[5] Field, T. (2017). Romantic breakup distress, betrayal and heartbreak: A review. International Journal of Behavioral Research & Psychology, 5(2), 217-225.

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