Das Problem, wenn Paare nur noch Nebeneinanderher leben

Susanne und Max sind seit fünf Jahren ein Paar. Sie wohnen zusammen, teilen sich tägliche Aufgaben wie Kochen, Einkaufen, etc. und haben einige gemeinsame Routinen, wie gemeinsames Abendessen und eine Lieblingsserie. Von außen betrachtet könnten die beiden wie ein glückliches Paar wirken, doch die Realität ist: Sie fühlen sich emotional distanziert und vor allem Susanne hat oft das Gefühl, dass sie nebeneinanderher leben. 

Die tiefe Intimität und Verbindung, die sie einst teilten, ist verschwunden. In dem Übergang von der einstigen Leidenschaft hin zu einer stabilen Langzeitbeziehung hat sich eine Entfremdung und emotionale Distanz zwischen den beiden breit gemacht. Ihren Gesprächen fehlt die einstige Tiefe, die sie mal hatten, und ihr Austausch ist oberflächlicher geworden.

Susanne und Max sind nicht allein mit diesem Dilemma. Viele Paare erleben ähnliche Herausforderungen, in denen die gefühlte Entfremdung zunimmt, während sie gemeinsam viel Zeit in der gemeinsamen Wohnung verbringen. Diese Situation kann sehr belastend sein und die Beziehung belasten. In diesem Blogpost möchte ich mit dir teilen, was Gründe für diese Situation sind und wie du dich daraus wieder befreien kannst. 

Gründe fürs Nebeneinanderher leben

Das kann über die Zeit dazu führen, dass Paare sich auseinanderleben:

1. Eingeschliffene Routinen als Paar

Für viele Paare ist es herausfordernd, gerade, wenn sie zusammenleben, eingeschliffene Routinen zu durchbrechen. Der Alltag kann sich dabei häufig in gleichbleibende Abläufe verwandeln, und die Spontaneität fehlt. Ein Beispiel dafür ist es, nach dem gemeinsamen Abendessen Fernsehen zu schauen, einfach, weil das eine Gewohnheit ist, die sich etabliert hat, ohne dass beide das wirklich genießen. 

2. Keine Priorisierung von Paarzeit

Zwischen vielen anderen Verpflichtungen, wie Arbeit, Zeit mit Freunden, Kindern, Hobbies, und anderen Verpflichtungen kann es schwierig für Paare sein, die Paarzeit bewusst zu priorisieren. 

Doch wenn Paare die bewusste Zeit gemeinsam nicht priorisieren, dann leidet die Verbindung zueinander häufig darunter. Daher ist es wichtig, bewusst Zeit einzuplanen, um die Verbindung und Nähe zueinander zu kultivieren. 

3. Verlust von emotionaler Verbindung

 Manche Paare haben noch nie miteinander über emotionale Themen gesprochen. Andere haben sich nach einiger Zeit daran gewöhnt, weniger miteinander zu teilen. So oder so, wenn die emotionale Nähe fehlt und der Partner nicht mehr als Vertrauter gesehen wird, sondern das emotionale Erleben hauptsächlich mit anderen Menschen geteilt wird, dann kann das auch zum Gefühl des “Nebeneinanderher lebens” führen. 

4. Routinen & Alltagsstress

Auch im Alltagsstress kann die Verbindung zueinander geschwächt werden. Gerade, wenn aus dem Stress folgt, dass weniger Zeit zusammen verbracht wird. Häufig nehmen sich Paare nicht genügend Zeit, um in stressigen Zeiten bewusst schöne Dinge gemeinsam zu unternehmen.

5. Mangelnde oder gestörte Kommunikation

Auch fehlende Kommunikation und Austausch darüber, was die Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle beider Partner sind, kann zu einem Mangel an Verbindung führen. Schwierigkeiten in der Kommunikation, wie zum Beispiel generell zu wenig Austausch, oder ungünstige Kommunikationsmuster, wie z.B. eine defensive Haltung, Mauern oder Vorwürfe können dazu führe, dass Paare sich immer mehr entfernen. Denn eine offene, ehrliche Kommunikation ist wichtig, um sich verbunden zu fühlen und Nähe herzustellen.

So befreist du dich aus dem Nebeneinander herleben

Wenn du dich deinem Partner nicht nahe fühlst, dann ist das schmerzhaft und auch frustrierend. Mit den Folgenden Schritten kannst du die Nähe zu deinem Partner wieder aufbauen: 

1. Selbstreflektion: Bedürfnisse, Wünsche, eigenes Verhalten verstehen

Selbstreflexion kann dir dabei helfen, deine eigenen Gefühle, Bedürfnisse und dein Verhalten zu verstehen, um dich auf ein konstruktives Gespräch vorzubereiten und deine persönliche Verantwortung zu stärken. So kannst du verstehen, wie du dich mit der Distanz in deiner Beziehung fühlst und was genau deine Bedürfnisse sind. Das hilft dir dabei, deine Wünsche klarer deinem Partner gegenüber zu formulieren. Nimm dir also etwas Zeit, genau für dich zu definieren, wie es dir mit der Situation geht und was du brauchst, und schreibe dir mindestens 3 Wünsche für deine Beziehung auf. Überlege außerdem, wie dein Verhalten zu der Distanz in der Beziehung beiträgt und was du tun kannst, um das zu verändern. Vielleicht neigst du zu Kritik, Rückzug oder Vorwürfen - so kannst du verstehen, was du tust, und was du verändern kannst, wenn du dir mehr Nähe wünschst. 

2. Selbstmitgefühl für die Situation

Zu erkennen, dass du dir mehr Verbindung wünschst, als gerade in deiner Beziehung da ist, kann auch frustrierend sein. Daher ist der erste Schritt, dir selbst gegenüber mitfühlend zu sein, denn das ist wirklich keine einfache Situation, in der du gerade bist! Vielleicht möchtest du dir ein paar Zeilen schreiben, um dich selbst gut zu unterstützen.

Beispiele könnten sein: “Das ist gerade wirklich nicht einfach für mich, ich bin sehr unzufrieden damit, wie meine Beziehung läuft. Ich fühle mich traurig und etwas allein, und eigentlich wünsche ich mir mehr Nähe und Verbundenheit. Es ist aber auch menschlich und normal, dass ich mich manchmal so fühle, es geht vielen Menschen in ihren Beziehungen so! Ich unterstütze mich in dieser schwierigen Phase, kümmere mich gut um meine Selbstfürsorge und weiß, dass es auch wieder vorbeigehen wird und ich viele Ressourcen habe, um gut mit dieser Situation umzugehen.” 

Möchtest du mehr über Selbstmitgefühl lernen, dann findest du auch in diesem Blogpost noch weitere Informationen.

3. Gespräch mit deinem Partner

Dann empfehle ich auch ein Gespräch, in dem der Fokus darauf liegt, wie es dir mit der Situation geht, was du brauchst und wie du auch dazu beigetragen hast, dass ihr in der Situation seid. Dies ist ein weiterer Schritt, um euch wieder näherzukommen. Du kannst dabei auch davon sprechen, dass du deinen Partner vermisst. Wichtig ist, dass du häufige Fehler in der Kommunikation, wie z.B. Mauern, eine Abwehrhaltung bzw. Verachtung, Kritik vermeidest, und stattdessen von dir und deinen Erfahrungen sprichst. Wenn du mehr über Kommunikation lernen willst, kannst du auch in diesem Blogartikel noch mehr Tipps dazu finden. Gerne kannst du im Gespräch auch einen konkreten Vorschlag machen, was du gerne mit deinem Partner tun würdest. 

Als Beispiel kannst du zum Beispiel etwas sagen wie:

“Es macht mich traurig, dass ich mich entfernt von dir fühle. Ich würde mich freuen, wenn wir diese Woche gemeinsam etwas unternehmen könnten. Hast du da Lust drauf?  

4. Übung: 15 Minuten Verbindungsrituale

Kreative Intervention: Die 15-Minuten-Verbindungsrituale

Um wieder mehr Nähe in deiner Beziehung zu schaffen, kannst du dich gemeinsam mit deinem Partner auf diese Challenge einlassen! Es geht dabei darum, dass ihr jeden Tag 15 Minuten eurer Zeit dafür verwendet, um verschiedene Übungen zu machen, die euch näher bringen können. Wählt dafür einen festen Tageszeitpunkt, an dem ihr 15 Minuten Zeit habt, um in eure Beziehung zu investieren. 

Macht euch gemeinsam einen Plan für die nächste Woche, indem ihr vorbesprecht, welche Aktivitäten ihr euch täglich gut vorstellen könnt. Hier kommen einige Beispiele: 

  • Tag 1: 15 Minuten Spaziergang, in dem ihr jeweils 7 Minuten bekommt, um euch darüber auszutauschen, wie es euch geht;
  • Tag 2: 7 Minuten Massage pro Partner, ihr holt regelmäßig Feedback ein, um die Massage an eure Bedürfnisse anzupassen;
  • Tag 3: 7 Minuten pro Person, um darüber zu sprechen, was euch aktuell belastet/schwierig ist (nach 7 Minuten wechselt ihr, ohne über den Inhalt zu sprechen); der Zuhörer ist nur präsent, hört zu, sitzt da;
  • Tag 4: 5 Minuten teilt einer von euch, wie es euch geht, dann der andere, und die letzten 3 Minuten nutzt ihr, um euch gegenüber sitzen, und euch in die Augen zu schauen, ohne zu sprechen;
  • Tag 5: Sucht euch etwas aus, was euch beiden Spaß macht und euch zum Lachen bringt: Schaut euch ein kurzes Comedy-Video an, spielt ein kurzes Kartenspiel;
  • Tag 6: Sprecht 15 Minuten über eure Träume und Ziele für dieses Jahr;
  • Tag 7: 15 Minuten Zeit für Körperkontakt: ihr könnt euch für eine weitere Massage, aber auch Kuscheln entscheiden;

Mit diesen Übungen könnt ihr wieder Schwung in eure Beziehung bringen und neue Erlebnisse schaffen. Das kann euch auch dabei helfen, wieder mehr Nähe zueinander zu spüren. 

5. Bewusste kleine Berührungen im Alltag

Nehmt euch vor, bewusst mehr kleine Berührungen in euren Alltag einzubauen, um über den Körperkontakt wieder mehr Nähe aufzubauen. Beispiele dafür können das sanfte Streicheln des Arms sein oder eine kurze Umarmung, wenn ihr euch verabschiedet oder begrüßt. Wichtig ist, dass alle Berührungen auf Einverständnis beruhen, fragt also bei eurem Partner nach, bevor ihr anfangt, diese Gesten in euren Alltag einzubauen. Sprecht dann auch darüber, wie ihr euch damit fühlt und welche Veränderungen ihr feststellt, wenn ihr euch häufiger bewusst berührt. 

6. Weitere Ideen 

Um euch wieder mehr zu verbinden, kann es euch auch helfen, gemeinsam etwas Neues zu lernen. Überlegt dabei, was euch beide interessiert und was ihr gerne lernen möchtet. Wenn ihr das Gefühl habt, sehr in eurer Beziehung festzustecken und ihr allein wenig Hoffnung habt, euch wieder näherzukommen, dann kann auch professionelle Hilfe in Form einer Paarberatung eine Möglichkeit sein, euch zu unterstützen.

Fazit zu Nebeneinanderher leben

Nachdem Susanne und Max die in diesem Blogartikel beschriebenen Strategien umgesetzt haben, hat sich ihre Beziehung zum Positiven verändert. Durch die tägliche Praxis der 15-Minuten-Verbindungsrituale haben sie es geschafft, regelmäßige Momente der Nähe in ihren Alltag zu integrieren. Diese kurzen, aber wertvollen Momente halfen ihnen, wieder eine stärkere Verbindung zueinander aufzubauen.

Zweitens half ihnen Selbstreflexion, um ihre eigenen Bedürfnisse und Verhaltensmuster besser zu verstehen. Beide Partner nahmen sich bewusst Zeit, um über ihre Gefühle und Reaktionen nachzudenken und darüber zu sprechen. Dadurch hat sich ihre Kommunikation verbessert und sie haben mehr Verständnis füreinander, wodurch sie Konflikte besser lösen können.

Schließlich integrierten Susanne und Max kleine Zärtlichkeiten in ihren Alltag, um ihre Verbindung zu stärken. Von einem einfachen Streicheln über den Rücken bis hin zu einem sanften Kuss bei der Begrüßung – diese kleinen, liebevollen Gesten erinnern sie täglich daran, wie viel sie einander bedeuten. Durch diese bewussten Veränderungen gelang es ihnen, das Gefühl des Nebeneinanderher lebens zu überwinden und eine tiefere, erfüllende Partnerschaft zu erleben. 

Jetzt bist du dran! Überlege dir, welchen ersten, kleinen Schritt du jetzt, nachdem du den Artikel gelesen hast, gehen möchtest, um für mehr Verbindung in deiner Beziehung zu sorgen! 

Möchtest du meine Unterstützung, um wieder mehr Nähe in deiner Beziehung zu erleben?
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