Fernbeziehungen erfolgreich gestalten 

Fernbeziehungen - eine moderne Form der Liebe, die durch Entfernung und Sehnsucht geprägt ist. In einer globalisierten Welt, in der Mobilität und Karrieremöglichkeiten immer mehr an Bedeutung gewinnen, entscheiden sich immer mehr Paare dafür, ihre Liebe über Ländergrenzen hinweg aufrechtzuerhalten. Doch während Fernbeziehungen ein Abenteuer voller Herausforderungen sein können, bieten sie auch eine einzigartige Gelegenheit für Paare, ihre Verbindung auf eine ganz besondere Weise zu stärken.

In diesem Blogartikel wollen wir uns damit beschäftigen, wie es einige Paare schaffen, die Herausforderungen der Fernbeziehung gut zu meistern. Von der Akzeptanz der Distanz über das Wertschätzen der Autonomie, sowie der Bewältigung von Herausforderungen - ich werde mit euch wertvolle Einblicke und hilfreiche Tipps inspirierende Beispiele teilen, die allen, die sich in einer Fernbeziehung befinden, Mut und Unterstützung geben können.

Egal, ob du dich erst seit kurzem in einer Fernbeziehung befindest oder bereits eine Weile an verschiedenen Orten lebst, dieser Artikel ist für dich. Lasse dich von den Erfahrungen und Erkenntnissen dieser Paare, Tipps aus der Forschung und von mir als Paarberaterin inspirieren, um deine eigene Fernbeziehung zu stärken und zu bereichern. 

1. Die schwierige Situation akzeptieren - eine mitfühlende Haltung trainieren

Es ist ganz normal, dass in einer Fernbeziehung Gefühle wie Sehnsucht, Einsamkeit, Unsicherheit, Wut und Traurigkeit auftreten. Vielleicht denkst du manchmal Dinge wie “Immerhin habe ich einen Partner” oder “ich sollte glücklich sein, dass ich sie/ihn bald wiedersehe." Es ist aber sehr wichtig, deine Gefühle mitfühlend zu betrachten und sie nicht zu verurteilen. Denn dich davon zu überzeugen, dass deine Gefühle nicht ok sind, ist sehr ermüdend und oft wenig zielführend. Als Grundbaustein für eine Fernbeziehung ist es also wichtig, dass du dir erlaubst, alle deine Emotionen zu fühlen. 

Wenn wir eine liebevolle Haltung uns selbst gegenüber aufbauen, können  Herausforderungen der Fernbeziehung besser bewältigt werden und selbstkritische Gedanken entkräftet werden. Es ist daher sehr wichtig, die Höhen und Tiefen der Fernbeziehung zu akzeptieren. Möchtest du mehr darüber lernen, wie du dein Selbstmitgefühl aufbauen kannst? Dann klicke hier für den Blogpost zum Thema.

Tipp für deine Fernbeziehung

Nimm dir regelmäßig Zeit, dich zu fragen, wie du dich gerade fühlst und was du brauchst; Sei für dich selbst da, und unterstütze dich in der Gefühlsachterbahn der Fernbeziehung. Manche Menschen schreiben gerne Tagebuch, um die Gedanken zu strukturieren und ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. 

2. Deine Autonomie gestalten

In jeder Beziehung ist eine Balance aus dem Wir, dem Verbunden sein, und der eigenen Entwicklung und Autonomie wichtig. Gibt es zu viel Autonomie, kann keine tiefe Verbindung entstehen. Gibt es zu viel Nähe, kann die eigene Weiterentwicklung nicht stattfinden und der Beziehung geht die Luft aus. Die Fernbeziehung ist eine Chance für Paare, ihr eigenes Leben außerhalb der Beziehung bewusst zu gestalten und aufzubauen. So könnt ihr sicherstellen, dass es genügend Raum für eure Autonomie gibt. Egal, ob ihr später am selben Ort lebt oder die Fernbeziehung länger besteht, es ist sehr wichtig, dass ihr einen Raum für euch, ohne den Partner, behaltet.

Das ist etwas, das Hannah und Max gut geschafft haben. Denn auch, wenn die Fernbeziehung oft schwierig war, lernten Hannah und Max, auch die Vorteile der räumlichen Trennung wertzuschätzen. Die Distanz gab ihnen die Möglichkeit, persönlichen Freiraum zu haben und sich unabhängig voneinander weiterzuentwickeln. Jeder von ihnen konnte seine eigenen Interessen sowie berufliche Ziele verfolgen und neue Freundschaften knüpfen.

Um ihre Verbindung dennoch aufrechtzuerhalten, etablierten sie von Anfang an eine offene und ehrliche Kommunikation. Sie sprachen über ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen in Bezug auf die Fernbeziehung. Diese Offenheit half ihnen, ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln und das Vertrauen zu stärken, dass sie diese Herausforderung gemeinsam meistern konnten.

Tipp für deine Fernbeziehung

Auch, wenn die Fernbeziehung sicherlich oft schwierig ist, dann versucht, den größeren Freiraum für euch zu nutzen. Vielleicht gibt es ein neues Hobby, das du schon länger anfangen wolltest? Oder etwas anderes, das du ohne deinen Partner ausprobieren möchtest? Individuelle Ziele zu verfolgen und die eigene Autonomie zu leben, ist einen Fähigkeit, die auch, wenn ihr später am selben Ort lebt, eine Grundvoraussetzung für erfüllende Beziehungen ist. 

3. Gegenseitige Unterstützung

Zusätzlich zu den individuellen Vorhaben, ist es auch sehr wichtig, euren Partner in seiner Entwicklung zu unterstützen. Denn den Partner in seiner eigenen Entwicklung zu unterstützen, schafft Verbindung und kann euch helfen, ein Teamgefühl zu stärken. 

In einer Fernbeziehung kann diese Unterstützung besonders bedeutsam sein, da die räumliche Trennung oft Raum für persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung bietet. Indem man den Partner in seinen individuellen Zielen und Interessen unterstützt, zeigt man Anerkennung für die Einzigartigkeit des anderen und fördert seine persönliche Entfaltung.

Studien bestätigen dies: Sie haben herausgefunden, dass es für Fernbeziehungen hilfreich ist, wenn ihr euch aktiv bei euren persönlichen Vorhaben unterstützt [4].

Tipp für deine Fernbeziehung

Wenn euer Partner euch von seinem neuen Vorhaben erzählt, dann unterstützt ihn daher gerne auch aktiv dabei. Sucht zum Beispiel gemeinsam nach einem Fitness-Studio in der Nähe oder helft eurem Partner bei der Jobsuche. Greift euch gegenseitig unter die Arme, wo ihr könnt. Den Partner zu ermutigen, eigene Träume zu verfolgen, hilft auch, die Verbundenheit und das Wachstum in der Beziehung zu unterstützen. 

4. Baut euer Vertrauen auf und stärkt es

Wenn ihr regelmäßig voneinander getrennt seid, ist es wichtig, dass ihr euch gegenseitig vertraut, ansonsten kommen schnell Eifersucht und Sorgen auf [2]. Partner, die sich gegenseitig vertrauen können, sind auch in Studien zufriedener mit ihrer Beziehung. Um an diesem Vertrauen zu arbeiten, gibt es verschiedene Wege, die ihr ausprobieren könnt. 

Wichtige Faktoren für jede Beziehung sind dabei Empathie und Verständnis. Sich bewusst Zeit dafür zu nehmen, die Perspektive des anderen zu verstehen und sich in seine Lage zu versetzen, ist dabei sehr wichtig; wenn ihr an euren grundlegenden Kommunikationsfähigkeiten arbeiten wollt, könnt ihr hier noch mehr über gelungene Paarkommunikation lernen: … 

Auch eine Paartherapie kann dabei helfen, mehr Verständnis aufzubauen und Konflikte zu deeskalieren. 

Tipp für deine Fernbeziehung

Nehmt euch in jedem Gespräch pro Person 5 Minuten Zeit, um bewusst eure Empathiefähigkeit zu trainieren. Übt euch darin, die andere Person zu bestärken und die Gefühle und Bedürfnisse nachzuvollziehen. Klicke hier, um mehr über Empathie in der Beziehung zu lernen.

5. Gemeinsame Zeit gestalten

Studien konnten zeigen, dass gemeinsame Aktivitäten und aktive Partner einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit haben [2,3]. Investiert eure Zeit und Mühe, plant gemeinsame Aktivitäten, denn auch wenn ihr weit voneinander entfernt seid, könnt ihr einiges zusammen machen.

Emma und Luis, die auf verschiedenen Kontinenten leben, haben kreative Wege gefunden, Zeit zusammen zu verbringen.  So haben sie z.B. dasselbe Buch gelesen oder gemeinsam Filme und Serien angeschaut. Das half ihnen nicht nur, Gesprächsthemen zu haben, sondern es schuf auch eine emotionale Verbundenheit, indem sie ähnliche Erfahrungen teilten, auch wenn sie räumlich getrennt waren.

Tipp für deine Fernbeziehung

Paare in Fernbeziehungen können sich Zeit nehmen, um zusammen zu kochen, Filme zu schauen oder ein Gespräch zu führen: sich Fragen über ihre Kindheit, Träume, Ängste und Hoffnungen stellen, schafft eine tiefe Verbindung. Weitere Ideen: Schaut gemeinsam einen Film, macht gemeinsam ein Online-Workout oder motiviert euch gegenseitig via Video-Call bei der Hausarbeit. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

6. Technologie für eine starke Verbindung nutzen

In der heutigen vernetzten Welt bietet die Technologie eine unschätzbare Hilfe für Paare in Fernbeziehungen. Das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit zum Partner kann dadurch einfacher erfüllt werden. Studien zeigen, dass ein regelmäßiger Kontakt, z.B. durch Texten, wichtig ist [1]. Denn durch die digitale, regelmäßige Kommunikation könnt ihr die Entfernung etwas überbrücken und fühlt euch verbundener.

David und Lisa sind ein Beispiel dafür, wie Fernbeziehungen heute gestaltet werden können, trotz der Distanz. Sie lernten sich über ein Online-Forum kennen, und regelmäßige Videoanrufe waren wichtig für sie, um sich nahe zu fühlen und die Verbindung aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus haben sie Tools genutzt, die ihnen beim Planen von gemeinsamen Besuchen oder Projekten helfen.

Zusätzlich zur Kommunikation über Text schreiben sie sich allerdings manchmal auch noch Briefe per Hand oder schicken sich kleine Überraschungen, um sich gegenseitig zu beschenken. Diese liebevollen Gesten halfen ihnen, die Beziehung auf eine tiefe, persönliche Ebene zu heben.

Tipp für deine Fernbeziehung

Besprecht, wie ihr die Kommunikation gestalten wollt, ob ihr lieber Text oder Anrufe mögt, und wie viel Freiraum und Kommunikation ihr euch wünscht. Probiert aus, welche Häufigkeiten für euch passen, und überlegt euch, wann ihr dem anderen eine kleine Freude mit einem Brief machen könnt. 

7. Treffen planen & genießen

In einer Fernbeziehung sind Treffen sehr wichtig. Denn die gemeinsame Zeit ermöglicht es euch, besondere Momente zu teilen und neue Erinnerungen zu schaffen. So könnt ihr eure Verbindung weiter stärken. Außerdem könnt ihr Konflikte so direkt klären.

Tipp für deine Fernbeziehung

Ihr könnt euch gemeinsam überlegen, wie ihr eure Zeit bei den Treffen am besten nutzen möchten. Indem ihr eine Liste von Aktivitäten und Abenteuern erstellt, die ihr zusammen erleben möchtet, könnt ihr die Vorfreude auf die nächsten Treffen steigern und die gemeinsame Zeit noch wertvoller gestalten.

8. Herausforderungen und Konflikte bewältigen

In jeder Beziehung gibt es Herausforderungen zu meistern, und in einer Fernbeziehung kommen zusätzlich nochmals Herausforderungen hinzu. Denn die räumliche Trennung kann Unsicherheit und Eifersucht hervorrufen. Doch Offenheit und Ehrlichkeit sind der Schlüssel, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Indem du deine Gefühle und Sorgen teilst, könnt ihr Missverständnisse klären und das Vertrauen ineinander stärken.

Ein Beispiel dafür ist das Paar Alex und Sarah, das sich aufgrund beruflicher Verpflichtungen in verschiedenen Städten befindet. Nicht zu wissen, wann sie am selben Ort leben werden, ist oft schwierig für die beiden. Es hilft ihnen sehr, dass sie offen über ihre Gefühle und Ängste sprechen. Denn auch wenn es keine einfache Lösung für ihre Situation gibt, fühlen sie sich in ihren Gefühlen gesehen und unterstützt. 

Tipp für deine Fernbeziehung

Nehmt euch bewusst Zeit für "Beziehungsgespräche", in denen ihr offen über eure Gefühle, Bedenken und Wünsche sprecht. Dadurch könnt ihr mögliche Konflikte frühzeitig erkennen und gemeinsame Lösungen finden, um eure Beziehung zu stärken.

Zusammenfassung zu Fernbeziehung erfolgreich gestalten

Wie du sehen kannst, gibt es verschiedene Dinge, die du beachten kannst, um deine Fernbeziehung erfolgreich zu gestalten. Auch, wenn es einige Herausforderungen zu meistern gibt, können Paare dennoch erfolgreich mit den Schwierigkeiten umgehen und für sich lernen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen. 

Literaturverzeichnis: 

[1] Holtzman, S., Kushlev, K., Wozny, A., & Godard, R. (2021). Long-distance texting: Text messaging is linked with higher relationship satisfaction in long-distance relationships. Journal of social and personal relationships, 38(12), 3543-3565.

[2] Gonzalez, C. C. (2011). Personal and perceived partner commitment and trust as predictors of relationship satisfaction in long-distance and proximally close dating relationships of graduate students.

[3] Belus, J. M., Pentel, K. Z., Cohen, M. J., Fischer, M. S., & Baucom, D. H. (2019). Staying connected: An examination of relationship maintenance behaviors in long-distance relationships. Marriage & Family Review, 55(1), 78-98

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Anna-Maria Hebestreit entstanden.