Susanne und Markus* sind seit 8 Jahren ein Paar und seit 3 Jahren verheiratet. Zu Beginn ihrer Beziehung haben die Persönlichkeitsunterschiede die beiden sehr bereichert und sie hatten lange Gespräche über alle möglichen Themen. Doch mit der Zeit haben die Karrieren der beiden viel Zeit beansprucht, und immer mehr Spannungen sind dazugekommen, sodass sie kaum noch Zeit miteinander verbringen, die sie beide genießen. Und wenn sie gemeinsame Zeit verbringen, gibt es auch in letzter Zeit immer häufiger Streit. Beide sind sehr frustriert und sehen sich nach anfänglicher Leichtigkeit und Verbundenheit, denn aktuell fühlt sich ihre Ehe nur noch an wie eine Zweckgemeinschaft.

Die meisten Menschen träumen von lebenslanger Liebe, wenn sie eine Partnerschaft eingehen. Doch manchmal kommt die Realität dazwischen und Beruf, Alltagsstress, Routinen, Konflikte und Unterschiede belasten Beziehungen stark. Wenn das eine Zeit lang passiert ist und die Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft darstellt, dann ist die Frustration oft schon sehr hoch. In diesem Blogartikel beschäftigen wir uns damit, was Ursachen für dieses Gefühl sind und wie du erste Schritte gehen kannst, um wieder mehr Verbindung in deiner Beziehung zu spüren. 

10 Anzeichen, dass deine Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist

Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass deine Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist. Das sind einige Anzeichen, die darauf hindeuten können:

1. Kaum gemeinsame Aktivitäten

Ein Anzeichen dafür, dass deine Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist, ist, dass ihr kaum gemeinsam Dinge unternehmt, die euch beiden Spaß machen oder die ihr genießt. Keiner von euch ergreift die Initiative, Dinge gemeinsam zu planen, und eure Interessen und Lebenswelten entfernen sich immer mehr.

2. Emotionale Nähe zu anderen, kaum Nähe in der Beziehung

Wenn eure Ehe hauptsächlich eine Zweckgemeinschaft ist, dann habt ihr möglicherweise beide Freunde oder Familie, denen ihr mehr über eure Gedanken und Gefühle erzählt als euch gegenseitig. Wenn ihr emotionale Unterstützung braucht, wendet ihr euch daher an eine andere Person, nicht euren Partner. In eurer Beziehung teilt ihr dagegen kaum eure Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche.

3. Mehr Spaß und Freude außerhalb der Beziehung als mit dem Partner

Die Momente, in denen ihr euch lebendig fühlt und wirklich Spaß habt, finden außerhalb der Beziehung statt. Entweder bei euren Hobbys, oder wenn ihr Zeit mit Freunden oder der Familie verbringt. Wenn ihr Zeit miteinander verbringt, dann streitet ihr dabei oft, oder fühlt euch distanziert. 

4. Wenig Kommunikation oder viel Streit

Wenn ihr Zeit miteinander verbringt, dann sprecht ihr entweder wenig miteinander, oder streitet euch häufig. Denn es gibt viele Spannungen, die zwischen euch stehen. Es ist auch möglich, dass Konflikte zwischen euch schon durch eine Bemerkung des andern entstehen können und schnell eskalieren.

5. Kaum physische Nähe/Zärtlichkeiten

Ihr seid schon länger nicht mehr zärtlich miteinander, küsst oder umarmt euch kaum, und auch eure Sexualität ist für euch nicht zufriedenstellend. Die fehlende allgemeine Nähe führt dazu, dass ihr euch auch körperlich kaum noch nahe seid.

6. Gefühl der Einsamkeit

Für manche kann auch ein Gefühl der Einsamkeit in der Beziehung entstehen. Gerade, wenn man zusammen wohnt und den Partner regelmäßig sieht, sich aber gleichzeitig gar nicht verbunden fühlt, sind Gefühle der Einsamkeit sehr normal.

7. Routine und Stress überwiegen

Der gemeinsame Alltag ist gekennzeichnet von Routinen, wie zum Beispiel gemeinsames Essen oder Zeit vor dem Fernseher, ohne dass ihr die Zeit richtig genießt oder euch verbunden fühlt. Ihr fühlt euch gestresst, und tankt durch die gemeinsame Zeit nicht eure ohnehin schon beanspruchten Batterien auf. Außer den Routinen gibt es wenige Dinge, dir ihr gemeinsam unternehmt.

8. Die Beziehung ist von Negativität gekennzeichnet

Wertschätzung, Dankbarkeit und Freude sind in eurer Beziehung kaum noch vorhanden. Stattdessen kennzeichnen Streit, Konflikte und Spannungen euer Miteinander. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass ihr euch gegenseitig Vorwürfe macht oder schnell in eine defensive Haltung kommt, wenn ihr miteinander sprecht.

9. Wenig gemeinsame Zukunftsplanung

Ihr habt keine positive, gemeinsame Zukunftsvision. Stattdessen lebt ihr so vor euch hin, ohne eine klare Vorstellung, wie eure Beziehung aussehen soll und was ihr euch wünscht. Vielleicht macht ihr auch wenig gemeinsame Pläne für Urlaube, sondern seid mehr im “Alltagsbewältigungs-Modus”.

10. Verlust von Leichtigkeit und Teamgefühl

Habt ihr am Anfang eurer Beziehung noch sehr stark gespürt, dass ihr ein gemeinsames Team seid und eine Leichtigkeit wahrgenommen, fehlt das jetzt. Es fühlt sich eher an, als würdet ihr einen Kampf gegeneinander führen, anstatt gemeinsame Ziele als Paar zu verfolgen.

Wieso ist unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft?

Fehlende Kommunikation

Häufig ist eine Ursache dafür, dass die Ehe nur noch als Zweckgemeinschaft wahrgenommen wird, dass der ehrliche, offene Austausch miteinander irgendwann eingeschlafen ist. Partner sprechen nicht mehr darüber, wie sie sich fühlen, was ihre Wünsche und Träume sind, womit sie unzufrieden sind. Das kann aus Angst davor, den anderen zu verletzen, passieren, oder auch aus Gewohnheit und Routine, Dinge nicht mehr anzusprechen. Vielleicht habt ihr auch nie gelernt, dass ihr Beziehungen aktiv mitgestalten könnt und eure Wünsche und Bedürfnisse Raum haben dürfen, und daher sprecht ihr kaum Dinge an, die euch stören. All das trägt zu Distanz und Entfremdung in der Beziehung bei.

Unrealistische Erwartungen

Auch unrealistische Erwartungen können dazu beitragen, dass die Beziehung zur Zweckgemeinschaft wird. Ein Beispiel ist, dass ich erwarte, dass mein Partner wissen muss, wie ich mich fühle, ohne dass ich darüber spreche. Ein anderes Beispiel ist, dass der Andere für mein Glück und meine Gefühle verantwortlich ist, und ich meine eigene Verantwortung nicht anerkenne. Eine weitere, unrealistische Erwartung ist, dass der andere für Veränderung in der Beziehung verantwortlich ist, und ich nichts dafür tun muss. All diese Erwartungen können zu viel Frustration führen, die eine Distanz in der Beziehung schaffen.

Fehlendes Investment in die Beziehung

Die Tatsache ist, erfüllte Beziehungen erfordern eine gewisse Art von Arbeit. Arbeit im Sinne von sich über die eigenen Bedürfnisse und Gefühle klar zu werden und auszutauschen, Grenzen auszuhandeln, im Gespräch zu bleiben. Vieles davon benötigt Zeit und Energie, die man auch bewusst in die Beziehung investieren sollte. Häufig haben Paare jedoch die unrealistische Erwartung, dass Beziehungen einfach so funktionieren, ohne dass man die notwendige Beziehungsarbeit investiert. Leider führt das dann dazu, dass sich immer mehr Probleme in die Beziehung einschleichen können. 

Fehlende gemeinsame Interessen

Manche Paare stellen nach einer Zeit in der Beziehung auch fest, dass sie kaum gemeinsame Interessen und Begeisterungen teilen. Wenn Paare wenige gemeinsame Interessen haben, und eine Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen oder kreative Dinge auszuprobieren, fehlt, kann das zum Gefühl, in verschiedenen Welten zu leben, führen. Denn ein gemeinsames Fundament an geteilten Interessen ist für Beziehungen hilfreich.

Ungelöste Konflikte und frühere Verletzungen

Auch Konflikte, die nicht bearbeitet wurden, können die Distanz zwischen Partnern vergrößern. In wichtigen Dingen keine zufriedenstellende Lösung zu finden, ist schließlich sehr frustrierend. Auch Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, die für einen Partner sehr verletzend waren, die aber nicht aufgearbeitet sind, können zur Entfremdung beitragen. 

Einflüsse außerhalb der Beziehung

Dinge wie zum Beispiel erhöhter beruflicher Stress, Konflikte mit der erweiterten Familie, oder persönliche Belastungen können auch einen Einfluss auf die Beziehungsdynamik haben. Auch Kinder stellen für viele Paare Herausforderungen dar, weil die gemeinsame Paarzeit deutlich eingeschränkt ist und neue Wege gefunden werden müssen, die Paarebene noch zu priorisieren. All das kann dazu beitragen, dass sich die Ehe wie eine Zweckgemeinschaft anfühlt.

6 Wege aus der Zweckgemeinschaft zu mehr Verbindung

Es war bestimmt gar nicht so einfach für dich, dich damit auseianderzusetzen, was bisher nicht gut gelaufen ist und wie der aktuelle Zustand deiner Beziehung ist. Doch es gibt auch Hoffnung, denn du kannst aktiv etwas dafür tun, in deiner Beziehung die emotionale Verbindung und Nähe wieder zu fördern. Ich möchte mit dir sechs Schritte teilen, die du gehen kannst, um etwas an deiner Situation zu ändern.

1. Bewusste Entscheidung für die Beziehung & eigene Verantwortung anerkennen

Als ersten Schritt ist es wichtig, dass du für dich selbst die Entscheidung triffst, etwas verändern zu wollen und an der Beziehung arbeiten zu wollen. Denn ohne diese bewusste Entscheidung für die Beziehung wird die Veränderung nur schwer möglich sein. Um einen bestehenden Zustand zu verändern, brauchst du schließlich eine Portion Motivation!  

Im Kontext ist es auch wichtig, dass du deine Rolle in der Beziehung und die Mitverantwortung, die du dafür trägst, dass sich die Beziehung so entwickelt hat, wie sie sich entwickelt hat, mitträgst. Denn für eine Beziehungsdynamik sind immer zwei Menschen verantwortlich. Das Gute daran ist, dass es auch in deiner Hand liegt, etwas an deiner Situation zu verändern! Du kannst die Beziehungsdynamik schon verändern, wenn du erste Schritte in Richtung Veränderung gehst.

2. Ehrliche Bestandsaufnahme und individuelle Veränderungsansätze finden

Es ist auch wichtig, dass du einen ehrlichen Blick auf deine Beziehung wirfst, und dir überlegst, was genau in deiner Beziehung die Gründe dafür sind, dass ihr euch auseinander entwickelt habt. Für die verschiedenen Gründe kannst du dir dann individuell überlegen, was du tun kannst, um die Verbindung in der Beziehung wiederherzustellen. Wenn ihr beispielsweise gemeinsame Routinen hattet, die ihr mit der Zeit vernachlässigt habt, dann kannst du diese wieder einführen. Wenn es eine tiefer liegende Verletzung gibt, dann kannst du anfangen, Gespräche darüber zu führen oder dir professionelle Hilfe in der Beratung suchen. Frage dich also: 

  • Was hat dazu geführt, dass unsere Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist? 
  • Welche Faktoren erkenne ich, die zu der Distanz zwischen uns beigetragen haben? 
  • Wenn ich die Faktoren betrachte, was sind dann Ideen, die ich habe, um etwas zu verändern?

3. Verbindung stärken: Dankbarkeit & Wertschätzung einführen, gemeinsame Aktivitäten planen

Wichtig ist es zu diesem Zeitpunkt auch, bewusst positive Emotionen in der Beziehung zu kultivieren. Das könnt ihr zum Beispiel damit tun, dass ihr eine Dankbarkeitspraxis einführt, die für euch passt. Manche Paare schreiben sich gerne kleine Zettel mit netten Botschaften, andere machen ein Ritual am Morgen oder Abend daraus. Überlege dir immer wieder bewusst, wofür du deinem Partner dankbar bist und wofür du den Anderen wertschätzen kannst. Mehr dazu, wie ihr Dankbarkeit in eure Beziehung integrieren könnt, könnt ihr hier lesen.

Um die Verbindung zwischen euch zu stärken, ist es auch wichtig, gemeinsame Aktivitäten einzuplanen, die euch Spaß machen. Regelmäßige Paardates können zum Beispiel dabei helfen, die Verbindung zwischen euch wieder aufzubauen. Wenn ihr mehr Inspirationen für Paardates braucht, könnt ihr auch in diesem Blogartikel Anregungen finden.

4. Offene Kommunikation kultivieren & ins Gespräch kommen

Um aus der Distanz in der Beziehung herauszukommen, ist es zudem auch wichtig, eine offene Kommunikation zu kultivieren und sich regelmäßig über Gefühle und Bedürfnisse auszutauschen. Es kann hilfreich sein, erst einmal kleine Schritte zu gehen und sich damit anzugewöhnen, Dinge im Alltag anzusprechen. Fang daher gerne einfach an, darüber zu sprechen, was dich aktuell beschäftigt. Wenn du mehr darüber lernen willst, was bei erfolgreicher Paarkommunikation wichtig ist, findest du in diesem Blogartikel hier mehr Informationen dazu.

5. An der Wurzel der Probleme arbeiten

In diesem Prozess ist es auch wichtig, ein ehrliches Gespräch mit deinem Partner über den Zustand deiner Beziehung, deine Gefühle und Gedanken zu führen. So könnt ihr auch gemeinsam Ziele setzen und Möglichkeiten besprechen, die euch zu einer Veränderung helfen. Je nachdem, an welchem Punkt ihr steht, kann euch auch Paartherapie dabei helfen, an eurer Kommunikation und euren Themen zu arbeiten, um euch wieder verbundener miteinander zu fühlen. Mehr zu meinem Angebot zu Paartherapie findest du hier.

6. Gemeinsame Rituale kreieren

Gemeinsame Rituale können euch dabei unterstützen, die Verbindung zurück in eure Beziehung zu bringen. Möglichkeiten für gemeinsame Rituale sind zum Beispiel gemeinsames Kochen, regelmäßige Gespräche zum Check-in, kleine Rituale beim Verabschieden oder Wiedersehen oder ein neues gemeinsames Hobby. Überlegt euch gerne gemeinsam, was für euch als Ritual gut in euren (Paar-)Alltag passt. Der Vorteil von Ritualen ist, dass ihr euch nicht jedes Mal neu überlegen müsst, wie ihr Verbindung in eure Beziehung bringen könnt. Stattdessen habt ihr eine Struktur, die euch dabei hilft, regelmäßig die Dinge zu tun, die ihr braucht und die euch wichtig sind. 

Susanne und Markus* haben sich an einem Wochenende die Zeit genommen und gemeinsam über ihre Beziehung gesprochen. Auch, wenn es für Susanne nicht einfach war, über ihre Unzufriedenheit zu sprechen, hat sich letztlich der Mut gelohnt. Denn beide waren nicht wirklich zufrieden mit ihrer Beziehung und haben sich eine gewisse Frustration eingestanden. Sie haben als erste Maßnahmen ein wöchentliches Paardate, das jeder wechselseitig organisiert, und wöchentliche Check-ins vereinbart. Zudem haben sie mit einer Paartherapie begonnen, weil der Graben zwischen den beiden schon zu groß war, um ihn ohne äußere Hilfe überwinden zu können. In der Paartherapie lernen beide, was ihren Teufelskreis ausmacht, in den sie in Streits hineingeraten, und wieso der Streit zwischen den beiden so häufig eskaliert ist. Nach einiger Zeit bemerken beide, dass sie schneller den negativen Kreislauf erkennen und stoppen können, und mehr Verständnis und Nähe füreinander aufgebaut haben. 

Fazit zu meine Ehe ist nur noch eine Zweckgemeinschaft

Wie du siehst, gibt es viele verschiedene Gründe dafür, dass deine Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist. Je nach deiner individuellen Situation kannst du an verschiedenen Punkten ansetzen, um deine Unzufriedenheit zu verändern. Besonders wichtig ist es dabei, sich die Zeit zu nehmen, etwas zu verändern, und erste Schritte hin zu einer erfüllten Beziehung zu gehen. 

Ich möchte dir zu Ende des Artikels auch eine Portion Hoffnung mitgeben: Viele Paare, wie zum Beispiel Susanne und Markus, sind diesen Weg schon gegangen, und so gibt es auch für deine Beziehung Hoffnung! Wenn du bereit bist, die nötigen Schritte gemeinsam mit deinem Partner zu gehen, dann kannst du die bestehende Situation verändern. 

Reflektiere gerne für dich: Was hast du in dem Artikel gelernt? Was ist die eine Sache, die du für dich verändern oder umsetzen möchtest? Was ist für dich der nächste Schritt, nachdem du den Artikel gelesen hast? 

Möchtest du meine Unterstützung weg von der Zweckgemeinschaft hin zu mehr Verbindung? Dann melde dich bei mir!

*Susanne und Markus sind kein echtes Paar, denn um die Privatsphäre meiner Klienten zu schützen, verwende ich nur fiktive Klientenbeispiele. Dennoch ist die Thematik ähnlich zu der, mit der viele Paare zu mir in die Beratung kommen.

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